Verschichtet - Global

Im Spannungsfeld von Kommunismus und Kapitalismus

Die Sonderwirtschaftszone Hongkong liegt am Scheitelpunkt der asiatischen Form des kommunistisch geprägten Kapitalismus.

Einerseits stellt die demokratisch geprägte, ehemalige britische Kolonie, eine Bedrohung für die Zentralregierung in Peking dar, andererseits wird das erfolgreiche kapitalistische Modell Hongkongs in allen Boomtowns Chinas seit Jahren erfolgreich kopiert. Shanghai, Shenzen und Teile Pekings entwickeln sich zu globalisierten, dynamischen Weltmetropolen.
Waren es im alten China noch konfuzianische Werte, welche die Gesellschaft zusammenschweißten, so gelang es den großen kommunistischen Führern des letzten Jahrhunderts durch Propaganda und Ideologie eine Volksgemeinschaft zu errichten. Letztendlich war Ihr aber tragisches Scheitern beschieden.

Der kapitalistische Aufstieg Chinas am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts und vor allem seine Erfolgsgeschichte, wird nun im Spiegel der vergangenen Tragödien paradoxerweise zum Aushängeschild der kommunistischen Regierung.
Er dient der Führung in Peking als willkommene Rechtfertigung für die Erhaltung des autoritären Systems, wird zum neuen gesellschaftlichen Einigungsfaktor.
Die fortschreitende Globalisierung macht den Süden Chinas rund um das Perlflußdelta zur dichtesten Produktionsgegend der Welt. Da Arbeitskraft in Hongkong zu teuer wurde, ist der Großteil der Fabriken auf das chinesische Festland ausgewandert. Wanderarbeiter aus allen Ecken des Landes werden versklavt und errichten in kürzester Zeit Millionenstädte von der Größe Berlins, deren Namen in Westen kaum jemand kennt.

Wie finden die Menschen Ihre Orientierungspunkte im Gewirr der Transformationszonen?
Denken wir etwa zu mitteleuropäisch, wenn wir uns eine funktionierende Verbindung von Kommunismus und Turbo-Kapitalismus nicht vorstellen können?
Kann der ökonomische Wandel die Diktatur der Volksrepublik jemals untergraben, oder wird sich längerfristig eine hybride Gesellschaftsform etablieren ?

Verschichtung der Gesellschaftsordnungen

Meine Arbeit versucht mit Hilfe komplexer Bildkonstruktionen Parallelwelten zu vereinen, die sich schlussendlich bedingen. Fotografien werden digital übereinander geschichtet und nach bestimmten Gesichtspunkten, welche sowohl den einzelnen Fotos eingeschrieben sind, sich aber auch nach der gesamt formalen Komposition richten, miteinander verwoben.

Einerseits werden jeweils ganze, unterschiedliche Fotografien deckungsgleich übereinandergelagert, dies ergibt viele unkontrollierbare Ereignisse und lässt Raum für Zufallsprozesse .
Das darauf folgende Ordnen der Bildinhalte will dynamische Konstruktionen schaffen, belebt durch Zufall, strukturiert nach Verstand. Es schafft eine neue Schnittmenge aus den verschichteten Einzelfotos. Die Codes aus den Einzelfotos vermischen sich mit anderen Bildebenen zu neuen Kausalzusammenhängen. Der Versuch immer neue Konstruktionsmöglichkeiten zu finden, ist wichtiger Teil der Arbeit und ein wesentlicher Motor während des Entstehungsprozesses.

Eine Transformation von Fotografie zu Architektur in Fotografie.

Verzerrte Dimensionen - Entfremdete Protagonisten

Der 2. Teil der Arbeit besteht aus Collagen, welche bewusst komponiert sind.
Bildinhalte werden gezielt in Räume gesetzt und gehen auf einer inhaltlichen Metaebene neue Beziehungen ein.
Nach malerischem Vorbild entstehen Räume, verzerrte Dimensionen, sich selbst entfremdete Protagonisten, un/mögliche Realitätskonstrukte.

In dieser Serie steht nicht Konstruktion versus Zufall im Mittelpunkt, sondern der Versuch einer Neuinterpretation des von mir vorgefundenen Systems, dessen Komplexität für den Einzelnen nur schwer zu verstehen ist. Dabei stehen kritisches Beobachten und die Verdichtung der Eindrücke im Vordergrund. Durch genaueres Betrachten wird man in die Themen Globalisierung, Urbanisierung und die damit verbundenen Gesellschaftsumbrüche und sozialen Spannungen, eingeführt.

Die komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge, welche sich sowohl global, als auch zwischen dem chinesischen Festland und der vorgelagerten, britisch geprägten Inselgruppe Hongkongs ergeben, wurden die Inspirationsträger meiner Arbeitsweise.
Das visuelle Gestalten und die Konstruktion sprechen somit jene Sprache, welche sie inhaltlich abzubilden versuchen.

Verschichtet-global #x ist eine fortlaufende Werkserie digitaler Collagen.Die Serie wird laufend erweitert.
Mit musikalischen Kompositionsprozessen vergleichbar entstehen Wechselspiele zwischen Form und Inhalt, Einfachheit oder Komplexität, welche die Arbeit ständig vorantreiben.

Markus Sepperer, Wien am 15.05.09

Thematically Introduction and Background

verschichtet-global #x is an ongoing work series dealing with China´s fast transformation to a market society due to the effects of globalization and historical changes in the post
colonial /post modern society.
On one side we observe a western-style democratic system in South China´s Hongkong driven by a capitalist market society, on the other hand it is is also a threat for the government in Beijing because it could cause the loss of power and control for the central government if this system would swap over to China´s mainland.
At the same time we can observe the effort to copy the successful capitalistic system in all major boomtowns of mainland China since almost twenty years now, so Shanghai, Shenzen and Beijing are developing to globalized and dynamic world-class cities among many others not so well known in the west.
In former times of traditional china Confucianism was an important cohesion for society. In the 20th century, the big communistic leaders tried to achieve a stable society by using propaganda and ideologies, once religion was killed.

For some time it looked like that it could work but in the end China suffered a tragic episode during civil war and Mao´s dictatorship.
Since the rise of capitalism in China during the last decade of the 20th century and his ongoing story of success, the huge country found a new way of building stability and cohesion. What happens now is, that the central government is using the success of capitalism to
legitimize it´s own dictatorship and the one-party system as a well working system.
The process of globalization transformed the pearl river-delta in south china to the most crowded spot of factories and production-force worldwide. Labour is much to expensive in Hongkong nowadays, therefore most of the former industries of the island moved over to mainland china because of the cheap work-force just across the border. Migrant workers from all over China are forced to work in slave-like conditions, it is them who build mega cities of enormous scale.
Are this forces of change, inequity and unfairness going to transform the political system ?
How does the present generation cope with this changes ?

Do we observe the development of a hybrid system of communism and capitalism and are our considerations too occidental, to accept the possibility of a functional mixture between communism and turbo-capitalism ?
My collage series layered-global #x is trying to find ways to visualize this processes, ideas and questions.verschichtet-global #x is an ongoing work series dealing with China´s fast transformation to a market society due to the effects of globalization and historical changes in the post
colonial /post modern society.

On one side we observe a western-style democratic system in South China´s Hongkong driven by a capitalist market society, on the other hand it is is also a threat for the government in Beijing because it could cause the loss of power and control for the central government if this system would swap over to China´s mainland.
At the same time we can observe the effort to copy the successful capitalistic system in all major boomtowns of mainland China since almost twenty years now, so Shanghai, Shenzen and Beijing are developing to globalized and dynamic world-class cities among many others not so well known in the west.
In former times of traditional china Confucianism was an important cohesion for society. In the 20th century, the big communistic leaders tried to achieve a stable society by using propaganda and ideologies, once religion was killed.